Redaktion: Tim, Du hast ein Jura-Examen in der Tasche, aber davor schon als Musikmanager, Mediengestalter und Produzent gearbeitet. Jetzt hast Du Paragrafenheld gegründet – ein Blog, Bücher, vielleicht bald ein Podcast. Bist Du Jurist, Kreativer oder Aktivist?

Tim: Ich glaub, das hängt davon ab, wen man fragt. Wenn man meine Hündin fragt, bin ich der mit dem Futterbeutel. Wenn man mich fragt: Ich sehe mich als Übersetzer. Ich versuche, zwischen dem Recht und den Menschen zu vermitteln. Nicht belehrend, sondern zugänglich. Ich hab selbst erlebt, wie fremd und abschreckend das alles wirken kann – und gleichzeitig, wie befreiend es ist, wenn man’s einmal durchblickt. Paragrafenheld soll genau das bieten: Verstehen statt Verzweifeln.

Wie kamst Du überhaupt zum Jura-Studium? Klingt bei Deinem Werdegang fast ein bisschen wie Quereinstieg.

Total. Ich habe Musikmanagement studiert, große Kulturprojekte umgesetzt, Förderungen organisiert – teilweise mit über einer halben Million Euro Volumen. Das war sehr praxisnah, aber eben auch voller rechtlicher Fragen. Verträge, Urheberrecht, Ausschreibungen. Und irgendwann dachte ich: Ich will das wirklich durchdringen. Nicht nur abnicken, was andere mir sagen. Also hab ich mit Anfang Dreißig angefangen, Jura zu studieren. Für viele war das verrückt – für mich war’s die beste Entscheidung überhaupt.

Was hat Dich dabei besonders gereizt?

Am Anfang war’s reiner Pragmatismus. Ich wollte verstehen, wie das System funktioniert. Aber dann kam diese Sogwirkung. Die Erkenntnis, dass Recht nicht nur Paragrafenreiterei ist, sondern dass es unsere Gesellschaft formt. Jede Regel, jeder Vertrag, jede Frist sagt etwas über unser Zusammenleben. Und wer das versteht, kann sicherer und freier leben. Das hat mich begeistert – und das will ich weitergeben.

Du schreibst also nicht für Jura-Studenten?

Nicht nur. Klar, viele Inhalte helfen beim Lernen, besonders wenn man gerade ins Studium startet oder für das Examen lernt. Aber eigentlich schreibe ich für alle, die sich oft ausgeschlossen fühlen von juristischem Wissen. Für die, die Formulierungen nicht verstehen, aber trotzdem unterschreiben sollen. Für die, die sich beim Amt klein fühlen. Oder die sich einfach nicht trauen, Fragen zu stellen. Ich will Barrieren abbauen – in der Sprache, im Zugang, im Verständnis.

Und das ist dann Paragrafenheld?

Genau. Der Name ist augenzwinkernd. Er soll zeigen: Wir nehmen das Recht ernst – aber nicht uns selbst zu wichtig. Ich will mit Humor und Klartext erklären, wie das alles zusammenhängt. Und gleichzeitig Mut machen. Du musst keine Juristin sein, um Deine Rechte zu kennen. Du musst nur jemanden haben, der’s Dir ordentlich erklärt. Und da komme ich ins Spiel.

Du sprichst oft von „wir““ in Deinen Texten. Wer ist dieses „Wir“?

Gute Frage. Ich glaube, „wir“ sind alle, die ein Interesse daran haben, sich nicht alles gefallen zu lassen – und die nicht länger darauf warten wollen, dass jemand anderes es ihnen erklärt. In meinen Texten ist das „wir“ ein Stilmittel, klar. Aber es steht auch für eine Haltung: Wir denken gemeinsam. Wir fragen nach. Wir lernen, weil wir’s wollen – nicht weil’s im Lehrplan steht.

Wie unterscheidet sich Paragrafenheld von anderen Jura-Angeboten im Netz?

In vielen Jura-Angeboten geht es um Prüfungsschemata, um Exzellenz, um Durchkommen. Und das hat alles seine Berechtigung. Aber ich wollte ein Format schaffen, das wieder einen Schritt zurückgeht. Das erklärt, warum das alles so ist. Das nicht nur Wissen abfragt, sondern Verständnis erzeugt. Paragrafenheld ist keine Nachhilfeseite – sondern ein Erklär- und Ermutigungsprojekt. Und: Es hat einen Tonfall. Einen eigenen Stil. Ich glaube, das macht viel aus.

Und der Stil ist?

Direkt, persönlich, gern mal mit einem Augenzwinkern. Ich schreibe so, wie ich auch reden würde. Das ist manchmal frech, aber nie respektlos. Ich habe höchsten Respekt vor dem Recht. Aber ich finde, es muss nicht hochgestochen daherkommen, um ernst genommen zu werden. Im Gegenteil: Je klarer wir sprechen, desto besser versteht man, worum’s geht.

Du hast in Deinen Büchern geschrieben, dass Du das Recht nicht als Drohkulisse, sondern als Chance begreifst. Was meinst Du damit?

Viele erleben das Recht als etwas, das einen klein macht. Das einen einschränkt oder überfordert. Aber eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Wenn ich weiß, wie das System funktioniert, kann ich mich darin bewegen, kann ich Forderungen stellen, kann ich selbstbewusst auftreten. Das ist der Gedanke hinter Paragrafenheld: Wer mehr weiß, muss sich weniger fürchten.

Wie geht es weiter mit dem Projekt?

Es ist viel geplant. Der Blog wächst mit neuen Beiträgen zu allen Bereichen des materiellen Rechts – immer so erklärt, dass man auch ohne Staatsexamen mitkommt. Es wird einen Podcast geben, mit kleinen „Shortcut“-Folgen für Zwischendurch. Ich arbeite an neuen Buchreihen für ganz unterschiedliche Zielgruppen, nicht nur Jura-Studenten. Und irgendwann auch an einer Plattform für digitale Rechtsberatung. Aber alles zu seiner Zeit.

Letzte Frage: Warum sollte man Dir vertrauen?

Weil ich nichts verspreche, was ich nicht halten kann. Weil ich weiß, wovon ich rede – und weil ich offenlege, wie ich arbeite. Ich will niemandem etwas verkaufen, was er nicht braucht. Ich will Wissen teilen, weil ich selbst erlebt habe, wie wertvoll das sein kann. Und wenn ich Dich damit erreiche, dann haben wir beide was gewonnen.

Danke Dir, Tim.

Sehr gerne. Und: Willkommen im Paragrafenheld-Club!